Vereinsgeschichte

V E R E I N S G E S C H I C H T E

 

 

1984 - eine Idee

Alles begann, wie immer bei solchen Sachen, mit einer Idee:
"Ein Begegnungszentrum muss her!", war die Losung. Ein Ort, an dem sich Nichtdeutsche und Deutsche zwanglos treffen können. Man wollte ein unabhängiges Zentrum, das kleinen Gruppen und Arbeitskreisen einen Treffpunkt und Arbeitsmöglichkeiten bietet, sich aber darüber hinaus zu einem übergreifenden Forum gemeinsamer Interessen entwickelt.

Der Name "Dritte Welt Café" war ursprünglich nur als Arbeitstitel vorgesehen. Nach 3 Jahren - mit ständigem Auf und Nieder - konnten wir dann in einem Provisorium anfangen.

1988 mieteten wir in der Daiserstraße in München unsere eigenen  Räume. Am 25. November 1988 war dann das Eröffnungsfest. Neben dem Caféraum hatten wir noch Gruppenräume und Büros. Zeitweise hatten wir über 20 Gruppen die unsere Räume nutzten.

Stolz auf diese Leistung waren wir insofern, dass wir das Zentrum in Selbstverwaltung mit sehr wenigen Zuschussmitteln der Stadt München - jährlich DM 19.900 - geführt haben. Für unsere gute Arbeit sprach, dass die Münchner CSU-Stadtratsfraktion immer gegen die bescheidenen Zuschüssen der Stadt an uns gestimmt hat.


Das ehemalige Dritte Welt Café in der Daiserstraße in München

Bis zum Umzug ins Eine Welt Haus, Juni 2001, hatte das Zentrum zwei Geschäftsbereiche gehabt: Einen ideellen und einen wirtschaftlichen (Cafébetrieb). Der Cafébetrieb wurde von November 1988 bis Mai 2001 von ehrenamtlichen Kräften bewerkstelligt. Jeden Tag (Wochentags) haben 2 Personen ehrenamtlich gekocht und bedient. Somit konnten wir jahrelang täglich den Zentrumsbesuchern ein relativ günstiges Essen anbieten. Unsere Philosophie war, auch Leute mit niedrigem Einkommen sollten sich uns leisten können. Darüber hinaus gab es im Caféraum keinen Konsumzwang.

Der ideelle Betrieb bestand darin, als wir den Gruppen die nötige Infrastruktur (Räume, Telefon, Fax, Kopierer) zur Verfügung gestellt haben. Einzel- und Gruppenberatung waren im Zentrum eine Selbstverständlichkeit. Wichtige Vereine, wie das Interkulturelle Forum, der Rechtshilfefonds für AusländerInnen und das Nord Süd Forum hatten ihre Geschäftsstellen auch im Zentrum gehabt. Der Rechtshilfefonds organisierte die Rechtsberatung. Jede Woche berieten zwei Rechtsanwälte Ratsuchende auf dem Gebiet des Ausländerrechts. Eigene politische, soziale und kulturelle Veranstaltungen waren und sind nach wie vor selbstverständlich.

Die Notwendigkeit eines solchen Zentrums in München wurde sehr treffend von der damaligen Ausländerbeauftragten der Stadt München, Frau Dr. Chong-Sook Kang, in einer Grußadresse an das Dritte Welt Café zum fünfjährigen Jubiläum so beschrieben: "Die heutige Weltstadt München ist wie ein Konzentrat diese Planeten eine multikulturelle Stadt. Für Deutschland und München ist eine weitere Zuwanderung auch in der Zukunft erforderlich. Arbeitsmigration und Flucht werden anhalten, solange Kriege geführt und Menschen wegen ihrer politischen, religiösen oder sexuellen Orientierung diskriminiert, verfolgt, gefoltert und ermordet werden. All das mit Beteiligung der Bundesrepublik, sei es durch Waffengeschäfte ...

Auch unsere Lebensweise trägt zur Umweltkatastrophe in der sogenannten Dritten Welt bei, die viele Menschen zur Flucht zwingt. Auf dem langen Marsch zu einer ökologisch-solidarischen Weltwirtschaftsordnung, um die Ursachen von Elend und Völkerwanderung auszumerzen, ist der kritische Zorn vieler Menschen gefragt. Das Dritte Welt Café, einer der wichtigsten Orte, an denen sich dieses neue, hoffnungsvolle Engagement zeigt".

Mit den Jahren platzte unser Zentrum aus allen Nähten, so dass wir uns nach Alternativen umsehen mussten.

1997 gründeten wir mit anderen Gruppen im Haus den Trägerkreis Eine Welt Haus. Ziel des Vereins war die Errichtung eines größeres Zentrum, das mehr Gruppen aufnehmen kann und mehr Möglichkeiten bietet.
Nach intensiven Bemühungen und einer Menge Lobbyarbeit war die Stadt München bereit uns bei der Suche nach anderen Räumen zu helfen. Unsere langjährige und zuverlässige Arbeit hat die Stadtoberen von der Notwendigkeit unseres Anliegens überzeugt.

Nach 4 Jahren intensiver Arbeit, konnten wir Mitte Juli 2001 das Eine Welt Haus beziehen. In zentraler Lage, unweit des Münchner Hauptbahnhofs, Schwanthalerstr. 80, steht erste Eine Welt Haus in Bayern.

Das Dritte Welt Café ist jetzt Mitglied und Nutzer des Eine Welt Hauses. Mit dem Einzug ins Eine Welt Haus hat sich an unserem Selbstverständnis nichts geändert. Da wir nicht mehr für die Gastronomie im Eine Welt Haus zuständig sein wollten, können wir uns den ideellen Bereichen unserer Aktivitäten widmen, siehe Konzept.

Auf der Jahres-Mitgliederversammlung im April 2002 wurde beschlossen, das Dritte Welt Café in Dritte Welt Zentrum umzutaufen.